Herr Valentin

Also mein Name Heinz Valentin. Ich bin 82 Jahre alt, war Lehrer mit Leib und Seele, und in dieser Zeit war ich viele Jahre Direktor der großen Schule hier in Hadamar.

Ich bin ja nicht aus Hadamar, sondern aus einem Dorf etwas weiter östlich.
In der damaligen Zeit in den 50er Jahren, als ich das Gymnasium hier in Hadamar besuchte, gab es ja kaum Busverbindungen. Also wir mussten mit dem Fahrrad fahren, bei Wind und Wetter, Sommer wie Winter, sieben Kilometer hin, sieben Kilometer zurück. Und da führte der Weg hier am Haus vorbei – jeden Tag – zweimal.

In seiner historischen Bedeutung ist ja gerade der Raum, in dem wir uns hier befinden, die Kapelle des ehemaligen Dominikanerinnenklosters der älteste Teil dessen, was jetzt noch vorhanden ist.

Die Dominikanerinnen mussten gehen im Rahmen der Säkularisation- Anfang des 19. Jahrhunderts gehen. Und dann stand dieses Kloster zur Versteigerung. Und nach dem dritten Anlauf steigerte es dann der Hadamar Gerbermeiser Franz Gensler und errichtete eine Stiftung, eine Stiftung für kranke, ältere Frauen, die hier in diesem Kloster wohnen konnten. Und diese Genslersche Stiftung besteht bis heute, allerdings unter anderem Namen – Sankt Anna Stiftung.

In den 20er Jahren nach dem Ersten Weltkrieg – die Mittel der Genslerschen Stiftung waren weitestgehend verfallen – durch die Inflation – musste gesucht werden, wie man denn dieses heruntergekommene Gebäude wieder weiter als Krankenhaus nutzen könnte. Das geschah dann auch in den 20er Jahren. Dann stand also ein großer Neubau hier vorne an der Nonnengasse. In der Zeit des Dritten Reiches wurde dieses Krankenhaus enteignet. Aber nach dem Krieg konnten wir es wieder gewinnen -für uns.

Und es zogen die Pallottinnerinnen hierher und eröffneten erneut ein Krankenhaus. Bürgermeister Bellinger hat sich die Beine abgestrampelt und stieß überall auf Ablehnung. Auch bei der Caritas zum Beispiel, was naheliegend gewesen wäre -und an anderen Stellen. Und dann wurde die Idee geboren, ob nicht die Stiftung die Trägerschaft übernehmen könnte. Und das gelang. Und dann ging es über in das Limburger Krankenhaus. Es wurde eine Krankenhaus Gesellschaft gegründet, die auch heute noch existiert.

Aber das Krankenhaus wurde als solches beendet, weil nicht mehr tragbar.

Und es ist heute ein medizinisches Zentrum, das sehr gut besucht wird -aus dem ganzen Norden unseres Kreisgebiet, unserer Region.

Zum Sankt Anna Haus muss ich sagen, dass ich in meiner langjährigen Zeit als Kommunalpolitiker immer wieder mit diesem Haus zu tun hatte, sei es als Stadtverordneter der Stadt Hadamar, aber auch in meiner Zeit als Kreisbeigeordneter des Kreises Limburg -Weilburg – und auch familiär. Hier sind meine Kinder geboren, hier sind meine Angehörigen verstorben – hier im Haus.

Das Anna Haus gehört zu meinem Leben.