MVZ Chirurgie schließt zum 31. Dezember – Mitarbeiterinnen bekommen neue berufliche Angebote
„Mit großem Bedauern müssen wir Ihnen heute mitteilen, dass das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Chirurgie am Gesundheitszentrum St. Anna Hadamar zum 31. Dezember 2022 seine Pforten schließt“
Das teilte jetzt der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, Guido Wernert mit.
„Frau Dr. Weber und ihr Team haben ihr Bestes gegeben. Doch trotz allen Engagements und trotz der zahlreichen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung ist die Praxis nicht dauerhaft wirtschaftlich zu führen“,
so Wernert.
„Seien Sie versichert: Dieser Schritt ist uns wahrhaftig nicht leicht gefallen.“
Wie auch allen anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens hätten insbesondere auch die Corona-Pandemie sowie die aktuelle politische Lage den Arztpraxen sehr zugesetzt:
„Kostensteigerungen durch Hygienemaßnahmen, Tarifentwicklungen, Energie- und Materialbeschaffung werden durch die zuständige Kassenärztliche Vereinigung nicht adäquat kompensiert“
so Wernert.
Dies alles sei noch erschwerend hinzugekommen. Insbesondere die Bundespolitik tue sich in den letzten Monaten in der nachhaltigen Ausrichtung und Sicherung des Gesundheitswesens besonders schwer. Den Medizinischen Fachangestellten der Praxis wird die Krankenhausgesellschaft in anderen Bereichen neue berufliche Perspektiven eröffnen. Wernert dankte dem
„langjährigen Praxisteam um Frau Dr. Heike Weber für die gute Zeit in Hadamar!“
Besonders stellt der Geschäftsführer das große Engagement des Teams heraus, das seine PatientInnen mit viel Herzblut versorgt habe. Auch den Patienten/Innen der Praxis dankte Wernert für das
„große Vertrauen, das sie unserem Team entgegengebracht haben.“
Ihre künftige chirurgische Versorgung sei über die umliegenden chirurgischen Praxen sichergestellt, worüber die Patienten/innen noch persönlich informiert werden.
Über die künftige Nutzung der Räume gibt es nach Aussage des Geschäftsführers bereits verschiedene, konkrete Vorstellungen – diese würden kommuniziert, sowie die diesbezüglichen Gespräche abgeschlossen sind.
„Fest steht: Das Gesundheitszentrum St. Anna wird weiter belebt bleiben und gezielt den Strukturen angepasst, um sich als Bindeglied zum Westerwald und den Menschen der dortigen Regionen nachhaltig zu entwickeln“,
so Wernert.
Seit fast 15 Jahren betreibt die Krankenhausgesellschaft am Gesundheitszentrum im Verbund von 20 dortigen Mietern der Gesundheitsbranche verschiedene MVZ-Praxen zur ambulanten Versorgung (Innere Medizin/Gastroenterologie und Diabetologie, Orthopädie und Urologie), einige der MVZ-Praxen arbeiten zusätzlich als Zweigstellen in Limburg bzw. werden im Verbund mit Oberärzten des St. Vincenz-Krankenhauses betrieben.
Über alle Standorte werden in 16 MVZ-Praxen Sprechstunden angeboten. Die Limburger Standorte sind im St. Vincenz-Krankenhaus, im Gesundheitszentrum Schafsberg sowie in der Innenstadt etabliert (Praxen Neurologie sowie Urologie).
Die Stellungnahme des Vorsitzenden Michael Ruoff zur Schließung der Chirugie im St. Anna Gesundheitszentrum.
Zur Schließung der Chirurgie im MVZ Hadamar
Auch ich bedaure die Schließung der chirurgischen Praxis in Hadamar sehr. Mir ist auch klar, dass die Überweisung der Patienten an andere Praxen im Umfeld und die im MVZ verbundene chirurgische Praxis am Krankenhaus Diez für das Hadamarer Land ein schwacher Trost ist. Selbst wenn dort sämtlichen chirurgischen Patienten eine direkte Anlaufmöglichkeit verbindlich angeboten werden kann.
Als Bürgermeister und Vorsitzender der St. Annastiftung und des MVZ muss ich aber allerdings auch zur Kenntnis nehmen, dass unser Haus in Hadamar mit seinen Teilpraxen insgesamt eine negative Ertragslage im 6stelligen Bereich vorweist. Insbesondere die Chirurgie wurde seit Jahren gehalten, obwohl hier ein kostendeckender Betrieb schon lange nicht mehr erreicht werden konnte. Dazu kommt, dass wir im St. Annahaus eine unaufschiebbare Brandschutzsanierung in Höhe von über 3,7 Mio. € beauftragt haben. Nachdem zuvor schon 300.000 € in Dach und Fach der Hauskapelle investiert werden mussten.
Zur Aufrechterhaltung des gesundheitlichen Gesamtbetriebes im MVZ wurden wir von unserem Wirtschaftsprüfer angehalten dringend gegen zu steuern, weil ständige hohe Defizite in einer Teilpraxis die Existenz des Ganzen gefährden können. Nach Ausnutzung aller Optimierungen im Aufwand und Ertrag blieb keine andere Möglichkeit das Angebotsprofil hier vor Ort zu verändern, um die Zukunft des St. Anna Gesundheitszentrums zu sichern.
Mir macht deutschlandweit Sorgen, dass die finanzielle Unterstützung in der ambulanten Versorgung bei der nachhaltig wirkenden Covid-Pandemie und der aktuellen Kostenteuerung nicht auskömmlich ist.
Somit trifft uns hier in Hadamar die mangelnde Ausstattung mit finanziellen Mitteln durch die Gesundheitspolitik des Bundes.
Unter diesem Hintergrund begrüße ich es als Bürgermeister der Stadt Hadamar besonders und bin dankbar, dass die Krankenhausgesellschaft St. Vincenz Limburg innerhalb des ehemaligen Krankenhauses in Hadamar das Gesundheitszentrum St. Anna mit rd. 20 verschiedener Gesundheitsangebote, darunter auch das MVZ mit 5 Praxiszulassungen betreibt. Dies ist unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten -ohne kommunalen Betriebskostenzuschuss- nicht selbstverständlich.
So freut es mich sehr, dass die Verlagerung einer urologischen Praxis von Limburg nach ins St. Anna-Haus vor einem Jahr funktioniert hat.
Mittlerweile erkennen auch andere Kommunen und der Kreis wie schwierig es ist, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen und dafür Personal mit Räumlichkeiten zu finden und kostendeckend zu finanzieren.
Durch die Tätigkeit unserer Sankt Anna Stiftung haben wir schon vor fast 15 Jahren für die Gründung eines modernen medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) hier im Herzen von Hadamar gesorgt.
Hadamar, am 15. Sept. 2022
Michael Ruoff, Bürgermeister
Vorsitzender der Sankt Annastiftung